MAI - Mit Abenteuerlust Infiziert

Der Monat begann - wer hätte es gedacht - mit dem ersten Mai. Ich bekam lauter Bilder von Freunden zugeschickt, die beim Wandern den Sonnenschein genossen und ich saß am Schreibtisch und musste arbeiten. Na gut, darüber konnte ich noch hinwegsehen... zu dem Zeitpunkt wusste ich aber noch nicht, dass Amerikaner (oder zumindest wir in Pennsylvania) noch nicht einmal an Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam frei haben. Bilanz: Ich muss da doch mal mit Donald drüber reden :D

Naja, trotz alledem konnte meine Stimmung nicht getrübt werden und ich verbrachte viel Zeit draußen um mal ein bisschen braun -beziehungsweise erstmal hautfarben- zu werden. Mai ist von der Jahreszeit mein absoluter Lieblingsmonat: die Blumen blühen, die Vögel zwitschern und es ist nicht zu heiß, aber auch nicht zu kalt. Aber genug geredet, jetzt erzähle ich mal ein bisschen was diesen Monat so los war.

 

Ein allgegenwärtiges Thema diesen Monat war Uni-Recherche und Bewerbungen verschicken... nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung, aber was muss das muss.

Zu Beginn des Monats war ein Kenianer bei uns zu Besuch, der meinen Gastvater von einem früheren Keniabesuch kannte. Als meine Gastschwester kleiner war, hatte sie Spenden gesammelt und das Geld an seinen Ort gespendet, um dort einen Brunnen bauen zu lassen - es ist so erstaunlich wie viel man einer ganzen Region mit so einem Projekt helfen kann. Er erzählte dann noch von den riesigen Flüchtlingslagern in seiner Heimat und dass er dort mit vielen Muslimen seinen christlichen Glauben teilen kann. Ich liebe es Menschen von anderen Kulturen kennenzulernen, gerade Afrikaner haben so eine unglaubliche Lebensfreude in sich!

Den Abend vor meinem Geburtstag überraschte mich meine Gastfamilie mit einem Lagerfeuer, was wirklich sehr süß war, und wir sangen Lieder, grillten Marshmellows und erzählten Geschichten und als das Feuer langsam runtergebrannt war, gingen wir schlafen.

 

Für meinen 19. Geburtstag hatte ich Freunde eingeladen und feierte abends ein bisschen. Wir grillten, machten Gesichtsmasken (von denen ich keine Bilder posten werde :D ), hatten ein Mini-Fotoshooting und schauten einen Film in unserem Heimkino-Keller. Ich bin so dankbar für diese wundervollen Menschen in meinem Leben. Trotz der kleinen Sprachbarriere verstehen wir uns super und müssen uns nicht verstellen wenn wir zusammen sind - ich glaube manchmal finden sie meine leicht verdeutschten Ausdrucksweisen auch ganz niedlich. Natürlich haben wir schon geplant, dass sie mich auch in Deutschland besuchen kommen, darauf bin ich jetzt schon gespannt :)

Die Woche danach hatte Christian Endeavor (meine Freiwilligen-Organisation) ein Golf Outing um ein bisschen Publicity zu betreiben. Für mich war es das erste Mal auf einem richtigen Golfplatz und ich habe sofort die Golf Carts für mich entdeckt :) Ansonsten weiß ich ja nicht, was Menschen an Golf so toll finden, aber es scheint sehr entspannend zu sein, ich finde es aber schon fast zu langweilig.

Ansonsten hatten wir in der Woche noch jede Menge andere Familiengeburtstage und waren fast jeden Tag am "irgendwas feiern".

Das folgende Wochenende zog meine Gastschwester von Philadelphia nach Hause, denn sie ist fast fertig mit ihrem Studium. Weil ich aber im Gästezimmer einquartiert bin, muss sie solange ich hier bin im Keller schlafen. Die Keller hier sind aber nicht zu vergleichen mit deutschen Kellern - die meisten Familien haben Partykeller mit Fernsehanlage, Sofas, manchmal auch Bar, Bad Tischtennisplatte und Tischkicker. Definitiv etwas, was ich auch in meinem Zukunftshaus gerne hätte.

Ich hatte schon Ewigkeiten geplant mit Merle zusammen zu verreisen... Kennt ihr das, wenn ihr Pläne mit einer Person macht und manchmal schon im Hinterkopf denkt, ja wir müssen uns unbedingt mal wieder treffen, aber am Ende wird wahrscheinlich eh nichts draus? Meine Lieben, das beste Mittel dagegen ist ein Datum festzuhalten und einfach zu sagen: Egal wie viel dazwischen kommt, wir machen das einfach!

So kam es, dass ich dann am Freitag des "Memorial Day"-Wochenendes im Bus nach New York City saß und mich schon echt drauf freute mit Merle unser kleines Abendteuer zu starten. Als ich abends ankam, saßen wir draußen, genossen unser Abendessen an dem schönen Sommerabend und sammelten Ideen für die bevorstehenden Tage in Boston.

Den nächsten Tag standen wir um 4 Uhr auf und fuhren mit einem Uber zum Busbahnhof, nur um dort dann fast 2 Stunden zu stehen, weil der Bus Verspätung hatte. Jaja, nicht nur die Deutsche Bahn ist ein Spezialist in dem Gebiet. Endlich angekommen, erkundeten wir bei gefühlten 38 Grad zuerst das moderne Viertel Bostons und den Hafen. Ein bisschen erinnerte mich dort alles an Hamburg, aber Boston hat generell den Ruf, dass es die europäischste Stadt Amerikas sein soll. Platt von der Hitze machten wir uns am Nachmittag auf den Weg zu Freunden aus Deutschland von mir, die vor ein paar Jahren nach Amerika ausgewandert waren. Ich freute mich so auf das gemeinsame Abendessen, das glaubt ihr gar nicht: 1. weil ich die Familie schon seit Langem nicht mehr gesehen hatte und 2. weil es gutes deutsches Brot und Rindersteak gab. Die essen hier alle die ganze Zeit Hühnchen und irgendwann kommt das einem echt zu den Ohren raus. Danach liefen wir noch zum Strand und begutachteten die Segelschiffe, die vor dem alten, charmanten Fischerörtchen (Swampscott) in der Brandung hin und her wogen.

Am dritten Tag fuhren wir morgens zu einer anderen Küste und lieferten den Sohn der Familie bei der Segelschule ab. Anschließend machten wir uns auf den Weg in die Großstadt und liefen den Freedom Trail mit seinen vielen historischen Sehenswürdigkeiten ab. Bei der Endstation durften wir sogar auf ein Navy-Schiff gehen und schauten uns Unterdeck ein wenig um (die Hängematten sind übrigens kein Gerücht, ich würde da ja sofort im Schlaf rausfallen :D  Ein Muss in Boston ist es auch, wenigstens einmal Krebs zu probieren - ich muss sagen es war nicht schlecht, aber ich brauche es nicht jeden Tag, schon gar nicht für den Preis... Am Abend waren wir zum Essen bei einer anderen deutschen Familie auf einer Halbinsel eingeladen und wieder mal kam ich zu der Erkenntnis, deutsches Essen ist Amerikanischem einfach Meilen voraus!

Der nächste Tag brach an und wir mussten uns leider wieder von unseren Gastgebern verabschieden. Auf unserer to-do-Liste für den Tag stand Harvard, aber als wir dort ankamen waren wir ein bisschen enttäuscht, weil es nicht so spektakulär ist wie man es sich vorstellt. Es sind einfach ein paar alte Gebäude verteilt auf ein bisschen Rasen. Also hatten wir danach noch genügend Zeit nochmal in die Altstadt zu Beacon Hill zu fahren und durch die kleinen Gassen zu schlendern. Und dann hieß es schon wieder: Lebewohl Boston - New York wir kommen.

Am fünften und letzten Tag musste ich mich dann von Merle verabschieden und da ich morgens noch ein bisschen Zeit hatte, ging ich zum Highline Park (Strecke einer ehemaligen Hochbahn) und entdeckte, dass New York durchaus auch seine grünen Seiten hat.

Auf meiner Reise hatte ich auch ein paar interessante Begegnungen mit Menschen:

Zuerst kam in der U-Bahn ein Mann auf mich zu und wollte, dass ich ihm die Hand gebe und er war sehr aufdringlich. Zum Glück war Merle bei mir und wir haben ihn einfach ignoriert und haben uns auf deutsch unterhalten und so getan als würden wir ihn nicht verstehen. Dann saßen wir abends im Bus und das Pärchen vor uns schaute sich sehr fragwürdige sexuelle Videos an (wenn ihr versteht was ich meine) und haben uns dann auch noch gefragt, wie wir diese finden und wir waren einfach nur sprachlos. Und danach schauten sie noch ein Video wie eine Mutter 10 Minuten auf ihr Kind mit einer Peitsche einschlägt... Also ich kann solche Menschen einfach nicht verstehen, was geht in deren Köpfen vor? Und dann saß ich in Philadelphia im Bahnhof und unterhielt mich mit einer Omi und dachte mir dabei erst überhaupt nichts, bis sie auf einmal komische Fragen stellte und mir so langsam klar wurde, dass sie eine Zeugin Jehovas ist. Ich habe dann gesagt dass ich ihre Ansichten nicht teile und als sie merkte, dass ich einen ziemlich festen Standpunkt in der Hinsicht habe, hat sie es dann schließlich aufgebgeben.

Nachdem ich letztes Mal in New York über's Ohr gehauen wurde, versuche ich nicht mehr so naiv zu sein und ich würde sagen ich habe mich schon gebessert. Trotzdem versuche ich zu allem Menschen nett zu sein, aber manchmal ist es ganz schön schwer den schmalen Grad zwischen nett sein und ausgenutzt werden herauszufinden!

 

In einer Woche verlasse ich schon hier die Gegend um bei einer 4-wöchigen Freizeit mitzuarbeiten, die von Christian Endeavor geleitet wird. Die Zeit verging wirklich wie im Flug und ich bin echt traurig, denn mir wurde klar dass ich meine liebgewonnene USA-Familie schon bald nicht mehr täglich um mich herum haben werde.

Das bin ich

Hey there!

 

Zum Einstieg ein  paar Facts  über mich:

Ich bin Eva, 18 Jahre alt und habe im Sommer 2017 mein Abitur gemacht. Ich bin sicherlich nicht die einzige, die nach der Schule nicht wusste wie es weitergehen sollte. Direkt mit einem Studium aufzufangen hatte ich schnell ausgeschlossen, da ich zwar ungefähr weiß welche berufliche Richtung ich gerne einschlagen würde, aber ich zugegebenermaßen überfordert war mich jetzt schon auf ein Studium festzulegen. Es war abzusehen wann ich meinen Abschluss haben würde, aber die Zeit meiner Schullaufbahn verging wie im Flug gegen Ende hin und ich hatte immer noch keinen Plan, was ich mit meiner Zukunft anfangen würde. Und auch wenn das jetzt “mainstream“ klingt, dachte ich, wäre es die beste Option, erstmal eine Auszeit zu nehmen und ins Ausland zu gehen, um möglichst viele Erfahrungen über mich und andere Kulturen zu sammeln. Anfangs waren meine Überlegungen noch sehr vage und ich erkundigte mich erst mal nach potenziellen Reisearten. Work and travel schloss ich aus, da ich hörte, dass es als Mädchen schwieriger ist, Jobs zu bekommen und Au pair wollte ich nicht machen, da ich schon sehr viel auf Kleinkinder aufgepasst habe und ich mal etwas Neues ausprobieren wollte. 

Fragt mich nicht warum, aber ich es war mir sehr wichtig, etwas Sinnhaftes in dem "gap-year" zu machen. Also entschied ich mich bei Hilfsorganisationen zu bewerben. Im Nachhinein bin ich froh darüber, dass es mit einem Freiwilligendienst auf den Philippinen nicht klappte, da die Sicherheitslage dort momentan sehr kritisch ist und der Freiwilligendienst in Gambia wäre sehr wahrscheinlich auch nicht das Richtige für mich gewesen. Wie dem auch sei, im Juni diesen Sommers wusste ich immer noch nicht so recht, wo meine Reise hinführen sollte. 

Durch Zufall lernte ich auf einer Freizeit den Generalsekretär der christlichen Organisation “Christian Endeavor“ kennen. Aus ein paar Gesprächen ergab sich für mich die Möglichkeit, einen Freiwilligendienst über die Organisation in Amerika zu absolvieren. Also packte ich meine Koffer und flog am 25. Oktober in die USA. Bis August nächsten Jahres werde ich bei Familie Coryell wohnen, den amerikanischen Lifestyle kennenlernen und in die Geschehnisse rund um den EC Amerika sowie den Weltverband eingebunden sein.

  

In den vergangenen Wochen habe ich schon viele neue Dinge kennengelernt und ausprobiert - das Sightseeing-Programm im Osten Pennsylvanias ist sehr vielseitig. In die Aufgabenfelder muss man sich erst einarbeiten, aber mit der Zeit klappt auch das immer besser und an die Sprache gewöhnt man sich schnell. 

Zu meinen Aktivitäten bei Christian Endeavor gehören Besuche in  Jugendgruppen und Gemeinden, um über den EC Deutschland zu berichten. Andere Aufgaben beinhalten EC-Materialien zu übersetzen, Dokumente zu entwerfen, sowie Bereiche der Büroarbeit rund um das internationale EC-Netzwerk. Außerdem werde ich an den Vorbereitungen für die EC-Welt-Tagung beteiligt sein und bei den US-Missions-Wochen im Sommer mitarbeiten. Weitere kreative Projekte  werden sich im Laufe der Zeit entwickeln und ich  kann es kaum erwarten meine Stärken und Möglichkeiten einzubringen und viele bereichernde Erfahrungen zu sammeln. Ich kann mich sehr dankbar schätzen, hier sein zu dürfen <3

 

 

Greetings from overseas

Eva